Am späten Freitagabend (3. August 2018) tauchten an der Staumauer verendende Zander an der Oberfläche auf. Dieser Vorgang hielt den ganzen Samstag und Sonntagvormittag an. Am Sonntagmorgen konnten ca. 300 tote Zander gezählt werden.
Ursache für dieses Zandersterben war jedoch nicht Sauerstoffmangel wie von vielen Passanten und Anliegern vermutet wurde, sondern die Wasser- und Sauerstoffschichtung die sich im See in den vergangen Wochen ausgebildet hatte.
Der Edersee ist nährstoffreich und entsprechend hoch ist auch das Planktonaufkommen im Frühsommer. Das Phytoplankton produziert an der Oberfläche unter Fotosynthese Sauerstoff. Dieses Plankton hat aber nur eine begrenzte Lebensdauer und stirbt nach wenigen Wochen ab. Das absterbende Plankton sinkt dann langsam in der Wassersäule ab und wird zersetzt. Dieser natürliche Zersetzungsprozess erfolgt unter dem Verbrauch von Sauerstoff. Der Sauerstoffgehalt sinkt somit im Mittelwasser ab und hat dazu geführt, dass dieser auf Werte unter 1 mg/l gesunken ist. Diese Zone ist dann nicht mehr besiedelbar für Fische. Über Grund befindet sich dann noch eine Wasserschicht die relativ kalt und noch sauerstoffreich ist. Diese wird von Fischen gerne aufgesucht. In den vergangen Wochen hat sich nun eine sauerstoffarme Schicht über die sauerstoffreiche Tiefenwasserschicht gelegt und diese abgeschnitten, so dass die Fische darin gefangen waren. Dieser Prozess tritt in vielen See auf und ist eigentlich unproblematisch, da sich im Herbst diese Schichtung wieder auflöst. Am Edersee jedoch wird diese Wasserschicht über die Grundablässe abgegeben, so dass sich dieser Lebensraum täglich verkleinert.
Irgendwann ist diese Zone so gering, dass die Fische diese verlassen müssen. Für viele Fischarten ist dies relativ unproblematisch, da sie in kurzer Zeit die sauerstofffreie Zone durchschwimmen können und zu der weiterhin sauerstoffreichen Schicht an der Oberfläche aufsteigen können.
Problematisch ist dieser Vorgang des schnellen Aufstiegs vor allem für den Zander. Dieser hat im Gegensatz zu den meisten anderen Fischarten keine Verbindung zwischen Schwimmblase und Magen-Darm-Trakt. Daher kann der Zander die Luft aus der Schwimmblase nur über die Blutgefäße auf der Schwimmblase abgeben. Bei einem schnellen Aufstieg dehnt sich die Schwimmblase deutlich aus und drückt auf die gesamten inneren Organe. Die Blutgefäße auf der Schwimmblase platzen z.T., so dass eine Abgabe der Luft aus der Schwimmblase nicht mehr möglich ist. Die Fische schwimmen bäuchlings auf der Wasseroberfläche. Neben dem stark angeschwollen Bauch sind die hervortretenden Augen (sog. Glotzaugen) ein deutliches Indiz für diesen Vorgang. Die Fische haben kaum eine Überlebenschance und sterben.
Dieser Vorgang konnte am Sonntagmorgen bei einzelnen Fischen noch beobachtet werden.
Weiterhin konnten auch einige tote Barsche und Kaulbarsche sowie drei tote Welse und zwei Quappen am Sonntagmorgen festgestellt werden. Für die Barsche und Kaulbarsche konnte die gleiche Ursache wie für die Zander festgestellt werden. Die drei Welse und die zwei Quappen sind wohl an Sauerstoffmangel verstorben, da diese Fischarten die Angewohnheit haben, sich am Gewässergrund und in Nischen zu verstecken und es schlicht versäumt haben, rechtzeitig die kleiner werdende sauerstoffreiche Zone zu verlassen.
Mittlerweile ist dieses sauerstoffreiche und kühle Tiefenwasser komplett abgegeben worden. Über die Grundablässe wird nun das sauerstoffarme (unter 1 mg/l) und deutlich wärmere Tiefenwasser abgegeben. Die Temperatur des ablaufenden Wassers liegt nunmehr bei 18°C und wird weiter steigen, je mehr der Wasserspiegel im See sinkt. Dies bedeutet, dass im Affolderner See und in der unteren Eder die Wassertemperatur sich deutlich erhöht. Dies wird zu erheblichen Problemen führen und ein Fischsterben ist dort nicht auszuschließen. Eine Abhilfe kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr erfolgen.
Zukünftig könnte nur eine längere Bevorratung des kalten Tiefenwassers hier Abhilfe schaffen. Ein guter ökologischer Zustand wird an der unteren Eder bei der derzeitigen Wasserbewirtschaftung der Edertalsperre nicht zu erreichen sein!