Ergebnisse der MMK-Befischung 2019

Ergebnisse der Multi-Maschen-Kiemennetzbefischung 2019

Die Ergebnisse der MMK-Befischung 2019 werden hier in Auszügen dargestellt. Der komplette Bericht liegt dem Naturpark zur Prüfung vor. Sobald die Freigabe erfolgt, kann der Bericht wie gewohnt, auf der Internetseite als PDF Download zur Verfügung gestellt werden.

Danksagung:

Die Autoren bedanken sich bei den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern der IG Edersee e.V. für die Unterstützung bei der Durchführung der praktischen Arbeiten. Weiterhin bedanken sich die Autoren bei dem Auftraggeber für das entgegengebrachte Vertrauen und die Möglichkeit zur Durchführung dieses in Deutschland einmaligen Monitoring-Programms.

Artenspektrum und Fangmenge

Bei der MMK-Befischung 2019 wurden insgesamt 342,3 kg Fische gefangen.

Das Verhältnis zwischen Friedfischen und Raubfischen besteht aus 55,1 Prozent Friedfischanteilen und 44,9 Prozent Raubfischanteilen. Dieser Wert liegt damit ähnlich hoch wie in den letzten 4 Jahren. Der langjährige Mittelwert liegt nun bei ca. 40,9 %.


In 2019 wurden wegen des extrem niedrigen Wasserstandes nur 29 Netznächte gefischt. Das war auch in 2018 der Fall.
Die Anzahl der Netznächte hängt auch immer mit dem Wasserstand im jeweiligen Befischungsjahr zusammen. Die maximal mögliche Anzahl an Netznächten wären 64 Netznächte. Diese Anzahl wird bei ca. 800 ha angestauter Fläche angewandt.
Die Menge der gefangenen Fische war mit insgesamt 342,3 kg in diesem Jahr, mit nur 29 Netznächten auf ca. 300ha angestauter Fläche, wieder recht hoch.
Die Hauptmenge der gefangenen Fische entfällt auf die Arten Rotauge, Brasse, Barsch, Zander, Güster und Wels. Weitere Arten die gefangen wurden waren Hecht, Hybrid Aland/Rapfen, Karpfen, Hybrid Rotauge / Brasse, Ukelei, Aland, Rapfen, und Kaulbarsch. Das sind insgesamt 14 Arten. Das Diagramm zeigt die genaue Fangmenge der Hauptarten.

Bild 1: Gesamtfangmenge in Gewichtsanteilen als tabellarische Darstellung

Jahresvergleiche der Befischungsergebnisse / Veränderungen und Tendenzen

Die MMK-Befischung aus diesem Jahr 2019 ist die 14. Befischung dieser Art am Edersee. Dies bedeutet, dass ein umfangreicher Datensatz zur Verfügung steht um die Entwicklung des Fischbestandes zu interpretieren.
Das Hauptaugenmerk in einem Gewässer wie dem Edersee, liegt hier auf dem Verhältnis zwischen Raubfischen und Friedfischen.

Bei den Befischungen fallen zwei Ergebnisse aus den langjährigen Reihen auf. Im Jahr 2008 wurde ein Raubfischanteil von 51,6 % erreicht und im Jahr 2014 ein Raubfischanteil von 26,1 %. Diese beiden Ergebnisse stellen wohl die möglichen maximalen Abweichungen bei den Stichproben dar. Der Mittelwert aus allen Befischungsjahren liegt bei ca. 40 % Raubfischanteil in diesem Gewässer. In den letzten fünf Jahren ist der Raubfischanteil dabei recht konstant geblieben.

Bild 2: Vergleich der Ergebnisse der Kiemennetzbefischungen 2005 bis 2019. Vergleichend werden hier der Raubfischanteil und der Friedfischanteil dargestellt und dessen Entwicklung gezeigt.

Insgesamt betrachtet, ist das ein sehr gut entwickelter Fischbestand. Ein Raubfischanteil von über 40 % sorgt für einen attraktiven Fischbestand. Das hat auch sehr positive Auswirkungen auf die Vermarktung als Angelgewässer.

Genauso positiv ist der ökologische Einfluss. Solch ein Raubfischanteil in einem Gewässer optimiert die Wasserqualität entscheidend. Viele Bewirtschafter von großen Seen versuchen die Raubfischbestände in ihren Gewässern auf ein ähnlich hohes Niveau zu heben. Man spricht dann auch gerne von Biomanipulation und einer Topdown-Steuerung. Im Edersee ist dieses Ziel längst erreicht.

Die aktuelle fischereiliche Situation am Ederstausee 2019 stellt sich wie folgt dar:

Nach Auswertung der Daten der Multi-Maschen-Kiemennetzbefischungen von 2005 – 2019 ist die Fischbestandsentwicklung als überaus dynamisch zu bewerten. Deutlich werden die Veränderungen im Fischbestand. Hier zeigt sich, wie wichtig Langzeitmonitoring tatsächlich ist. Gleichzeitig zeigen die Daten mögliche Zusammenhänge auf und können als Grundlage für notwendige Maßnahmen zur Bewirtschaftung des Gewässers herangezogen werden.

Neben dem möglichen allgemeinen Rückgang der Fischbiomasse im Gewässer kommt es allerdings auch zu starken Verschiebungen der Häufigkeit einzelner Arten im Gewässer Edersee. Sehr deutlich wird das bei den Fischarten Zander, Barsch, Rotauge, Ukelei, Güster, Aal, Wels und Quappe, die sich gegenseitig stark beeinflussen können.

Beim Zander ist durch den späten Laichzeitpunkt (Juni) im Jahr ein erschwerter Start im Gewässer zu erwarten.
Das hat viele Ursachen. Eine davon ist das starke Auftreten des Flussbarsches, der seine Population in den letzten Jahren deutlich vergrößern konnte. Das hat Einfluss auf andere Fischarten wie z.B. den Zander.

Der Flussbarsch reproduziert schon sehr früh im Jahr (März) im Gewässer. Er übt dann, zusammen mit jungen Rotaugen und anderen Jungfischen, einen hohen Fraßdruck auf das vorhandene Zooplankton aus.
Das hat dann einen stark reduzierten Zooplanktonbestand zur Larvenzeit der Zanderbrut zur Folge. Zusätzlich üben die Jungbarsche (1+/2+) einen starken Prädationsdruck auf die Zanderbrut aus. Eine Folge davon können dann starke Schwankungen innerhalb der Zanderbestände sein.

Der Konkurrenzkampf der unteren Altersklassen und Arten um die limitierten Nahrungsgrundlagen (besonders Zooplankton und Jungfische) findet auch im Edersee statt. Daraus ergibt sich eine Verschiebung bei den Anteilen der einzelnen Fischarten im Edersee.

Bei Quappe, Wels und Aal ist auch deutlich der Zusammenhang der gegenseitigen Beeinflussung zu erkennen. Die Individuendichte und die damit verbundene Lebensraumnutzung bewirken eine Verschiebung der Dominanz innerhalb dieser Arten.
Alle drei Arten suchen im Edersee die gleichen Lebensräume auf. Der Aal als ausgewachsener Fisch, Wels und Quappe jedoch als Jungfische der 0+/1+ Altersklasse.

Treffen sie dort aufeinander, wird der Aal, die Jungfische von Wels und Quappe fressen.
Der Aalbestand im Edersee geht sehr deutlich und stetig zurück. Das hat zur Folge, dass sich Wels und Quappe im Edersee immer besser etablieren.

Aus der Sicht der Angler ist die Bewertung sicherlich auch anders zu sehen. Eine zu starke einseitige Entnahme (Zander oder Hecht) durch die Angler selbst kann auch ein Grund für den Bestandsrückgang bei einzelnen Arten sein. Eine flexible Regelung der täglichen Entnahmemenge bei den Fischarten Zander und Hecht kann hier den Laicherbestand entlasten und zu einer höheren Reproduktion führen.

Gleichzeitig sind die Arten Barsch und Wels bei den Anglern am Gewässer noch nicht ausreichend etabliert. Damit kann man aber gut leben, wenn dadurch ein sich selbst erhaltender Fischbestand im Gewässer verbleibt und für die Anglerschaft zur Nutzung zur Verfügung steht.

Den dauerhaft optimierten Fischbestand für Angler gibt es schlicht und ergreifend NICHT im Ökosystem Edersee.