Eine Hand voll Pioniere – eine Vision, die ökologische Bewirtschaftung des Edersee sicherstellen. So begann alles vor rund 20 Jahren.
Am 19. November des Jahres 2001 gründete sich die Interessengemeinschaft Edersee e.V., ein Zusammenschluss von Anglern und Gewerbetreibenden rund um den Vorsitzenden Axel Finke, dessen Stellvertreter Herbert Fehr und Thomas Kepper. Als Schriftführer fungierte Dieter Vogel und als Beisitzer des Vorstand Friedolin Simshäuser, Andreas Rohn sowie Peter Piatke.
Ein Hauptanlass zur Gründung war die Absicht, dass der Edersee nach 2003 nicht weiter an einen Berufsfischer verpachtet werden sollte. Diese Art der intensiven Bewirtschaftung der Talsperre war nicht mehr zeitgemäß, sondern nachweislich gar schädlich für den Fischbestand. Damals war der Wunsch vieler Angler und Angelvereine am Edersee einen Edersee ohne einen gewinnorientierten Fischereimeister zu haben. Nach damaliger Meinung hat dieser zu stark die begehrten Raubfische wie Hecht, Zander und Barsch dezimiert.
Es sollte sich dafür eingesetzt werden, dass durch eine schonende Bewirtschaftung des Edersee, dieser über die Zeit zu einem wertvollen ökologischen Gewässer mit einem gleichmäßigen gesunden Fischbestand zurückkehrt. So war schon immer einer der Grundgedanke des Zusammenschlusses der Interessengemeinschaft eine fischereilich ökologische Bewirtschaftung des Edersees.
In unzähligen Gesprächen, Sitzungen und diversem Schriftverkehr in der Zeit zwischen 2001-2004 mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt, den Ministerien, den Abgeordneten des Landkreises, den Gemeinden, dem Zweckverband Naturpark sowie dem Fischereiverband Kurhessen wurden die Argumente untermauert, die Ausschreibung zur Verpachtung an einen Berufsfischer zurückzunehmen und stattdessen das Fischereirecht an die Anliegergemeinden zu übertragen.
Durch viel Mut und Ausdauer konnte nach einigen Jahren bei den Entscheidungsträgern ein Umdenken in der Bewirtschaftung des Edersees erreicht werden. So stellte sich im Frühling 2004 der Erfolg ein, als der Pachtvertrag über die Fischereirechte an den Zweckband Naturpark Kellerwald-Edersee übertragen wurde, welcher wiederrum die Bewirtschaftung an die IG Edersee e.V. übertrug, sodass das gewünschte Konzept einer ökologisch orientierten fischereiwirtschaftlichen Bewirtschaftung umgesetzt werden konnte. So hat man schlussendlich Abstand von den seit Jahrzehnten bestehenden geteilten Fischereirechts (Fischereirecht für den Berufsfischer und Angelscheinverkauf für die Angler durch das WSA) genommen und hat wieder ein ungeteiltes Fischereirecht eingeführt.
Damit die Fischbestände zukünftig erfolgreich gesteuert werden konnten, waren zuerst umfangreiche Kenntnisse erforderlich. Es mussten Antworten auf die Fragen der tatsächlichen Artenzusammenstellung, deren Altersaufbau, dem Ernährungszustand, dem Reproduktionserfolg bei Raub- und Friedfischen als auch der Menge und Art des Nahrungsangebotes erarbeitet werden.
Anfang der Zeit wurde noch einiges an Hechten besetzt. Dieses erwies sich in der Folgezeit als nicht mehr erforderlich. Auch konnte in den ersten Jahren nach der Übernahme des Fischereirechts durch den Naturpark und dem Geschäftsbesorgungsvertrag mit der IGE erstaunlicherweise 5 weiter Fischarten im Edersee nachgewiesen werden.
Hierfür wurde eines der umfangreichsten Untersuchungen/Monitoring eines Gewässers im Jahr 2005 in Auftrag gegeben und bis heute fortgesetzt. So ist der Edersee eines der wen nicht sogar das bestuntersuchte Fischgewässer Deutschlands.
Die Kontrolle der Fischbestände erfolgt durch Echolot-Aufzeichnungen, Probebefischungen mit verschiedenen Fangtechniken wie Reusen- Stellnetz oder Elektrofischerei, sowie der Auswertung der Fangmeldungen.
Die Gewässerqualität wird durch regelmäßige Ermittlung und Kontrolle wesentlicher Gewässerparamter (Sichtiefe, pH-Wert, Sauerstoffgehalt) zur Beurteilung der Gewässergüte und deren Entwicklung erfasst. Ebenfalls werden in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen die speziellen gewässerbiologischen und fischereibiologischen Gesichtspunkte am Edersee dokumentiert. Dazu zählt u.a. die Untersuchung zum Eintrag von Nährstoffen über die jeweiligen Zuläufe im Jahresverlauf. Untersuchungen des Phyto- und Zooplanktons als trophische Ebenen im Jahresverlauf.
Durch die Auswertung und die Berücksichtigung der dadurch gewonnen Erkenntnisse konnte ein neuer Hegeplan erstellt werden. Dieser sieht den Aufbau und Erhalt eines naturnahen Fischbestandes mit einem hohen Raubfischanteil vor. Zeiten in denen aus dem Edersee bis zu 30 t Weißfisch zur „Entsorgung“ entnommen wurden, gehören zum Glück der Vergangenheit an.
Die regelmäßigen biologischen Untersuchungen zeigen auf, dass die ökologische Bewirtschaftung funktioniere sodass die Eingriffe durch den Menschen auf das nötigste beschränkt werden. Dadurch zählt der Edersee heute wieder zu einem ökologisch wertvollen Gewässer mit einem gleichmäßigen Fischbestand.
Die Arbeit der IG Edersee e.V. wurde im Zeitraum des Bestehens auch überregional bekannter sodass auch an anderen Gewässern z.T. ähnliche Monitoring-Programme durchgeführt werden.
Seit dem Tag der Vereinsgründung sind nunmehr 20 Jahre vergangen und wir blicken zurück auf eine Zeit, in der all diese Aufgaben von Jahr zu Jahr intensiver angegangen, verrichtet, überdacht und erweitert wurden. Wir möchten all denjenigen danken, die sich seit 2001 ehrenamtlich in der Vereinsarbeit engagiert haben und es überhaupt erst ermöglichten, dass wir dieses Jubiläum nun feiern können – Des Weiteren möchten wir uns bei unseren Auftraggeber dem Naturpark Kellerwald Edersee für das entgegengebrachte Vertrauen über die gesamte Zeit der Zusammenarbeit bedanken, welches es uns überhaupt die Möglichkeit zur Durchführung dieses einmaligen Monitoring-Programms bietet – herzlichen Dank!
Für die nächsten 20 Jahre wünschen wir uns, dass es künftig eine größere Wahrnehmung für den Fischbestand, den „Schatz“, der unter der Wasseroberfläche verborgen ist, in unserer schützenswerten Natur stattfindet. Sowie eine weitere Bewirtschaftung, welche auch von unseren Angelfischern vollumfänglich mitgetragen wird, nur so haben wir eine reale Chance auf einen nachhaltig guten und artenreichen Fischbestand.