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Ökosystem Affolderner See.

IG Edersee / Fischerei Affoldern / Ökosystem Affolderner See

Ökosystem Affolderner See

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Das Ökosystem des Affolderner See ist sehr komplex. Dadurch, dass der See als Betriebsgewässer für die Stromspeicherung dient, gibt es sehr viele Einflussfaktoren. Weiterhin unterliegt auch der Affolderner See, wie alle Gewässer, einer Veränderung im Laufe der Jahrzehnte.

Nach dem Anstau des Sees entwickelte er sich aufgrund der sehr guten Wasserqualität schnell zu einem nährstoffreichen,über und über mit Wasserpflanzen bewachsenem und von Fischnährtieren bewohntem Gewässer. Die Zufuhr des 6 bis 7 Grad kaltem Tiefenwassers der 44 m hohen Edertalsperre bis zum Spätsommer hatte eine Verschiebung der Gewässerregionen von der ursprünglich in der Unteren Eder vorgefundenen Barben- zur Forellenregion bewirkt. Da eine Durchgängigkeit des Gewässers weder von der Eder unterhalb des Edersees, noch oberhalb, gegeben ist, und auch eine natürliche Reproduktion durch die extrem wechselnden Wasserstände nicht gegeben ist, erfolgt der Aufbau bzw. Erhalt eines Salmonidenbestandes ausschließlich über den Besatz.

Der Besitzer des Fischereirechtes und damit der Bewirtschafter war bis zum Jahr 2011 die Waldeckische Dominalverwaltung. Von den Fischereibedingungen her war die Befischung von Anfang an als eine reine Salmonidenfischerei konzeptioniert. Erlaubt war das Fischen mit einer Rute und Kunstköder, d.h. Blinker oder Fliege sowie toter Köderfische über 10 cm.

Der erste Besatz mit Bach- und Regenbogenforellen erfolgte 1974 und das Gewässer wurde 1976 eröffnet. Da in den Anfangsjahren nur einmal jährlich ca. 4 bis 6 Wochen vor Ende der Forellenschonzeit (damals von 01.11. bis zum 31.03. jeden Jahres) besetzt wurde, konnten sich die eingesetzten Fische leicht akklimatisieren. In Verbindung mit den gut an das Gewässer angepassten Fischereibedingungen, entwickelte sich im Affolderner See ein guter, konstanter Bestand an sehr gut abwachsender Salmoniden, die eine Wildfischqualität erreichten. Bis Ende der 80er Jahre konnte die durch den stark angewachsenen Befischungsdruck ebenfalls stark angewachsene Entnahme den Salmonidenbestand des Sees nicht gefährden.

Anfang der 90er Jahre brach die bisher bei gleicher Bewirtschaftung sehr ertragreiche Salmonidenfischerei ein. Ein Faktor, der sich hier sehr negativ auswirkte, war und ist die Ansiedlung einer Kormorankolonie im Vogelschutzgebiet, mit je nach Jahreszeit 200 bis 500 Vögeln. Neben dem Rückgang des Fanges der Salmoniden brach auch der Bestand an reproduzierenden Wildfischen (Rotaugen, Brassen, Barsche) ein, von denen insbesondere der Barschbestand auch lange fischereilich interessant war.

Ein weiterer Faktor war der deutliche Rückgang der Wasserpflanzen im See. Bedingt durch den konstanten Sedimenteintrag des Edersees unter Hochwasserbedingungen verschlammte der zu Beginn von Steinen bedeckte Boden des Affolderner Sees nach einigen Jahren. Mit dem Rückgang der Wasserpflanzen wirkte sich die Strukturlosigkeit des künstlich als Betriebsgewässers geschaffenen Nachstaubeckens fatal auf den Fischbestand aus.

Durch die Kläranlage wird ein immer ansteigender Eintrag in ein eigentlich stehendes Gewässer eingebracht. In Verbindung mit der sinkenden Selbstreinigungskraft des Gewässers durch den Rückgang der Wasserpflanzen, führte das zu einem weiteren Absinken der Wasserqualität durch Eutrophierung. So  trübte der See bei der Erwärmung im Frühjahr von 6 bis 7 Grad auf 14 bis 15 Grad massiv ein und bildete riesige Algenfladen. Unter anhaltend hochsommerlichen Bedingungen kam es wiederholt zum partiellen Fischsterben im See (Aale, Weißfische). Bei den extremen Niedrigwasserständen, die über Nacht erreicht werden, sind weite Flächen des vor der Vogelschutzinsel liegenden Sees nur noch knapp einen Meter tief und erwärmen sich auf über 20 Grad wenn die Sonne stark scheint.

Völlig ungeklärt sind auch die Auswirkungen des Pumpbetriebs des Speicherkraftwerks auf den Fischbestand. Bei Kapazitäten von 4,4 Mio. m³ in den Oberbecken und 5,4 Mio. m³ Wasser im Affolderner See selbst wird täglich 4/5 des Wassers mit seit 2010 deutlich gesteigerter Turbinenleistung ohne Fischschutzmassnahmen (elektrisch oder akustisch) tagsüber und auch nachts hochgepumpt bzw. wieder abgelassen. Die Reaktion der Dominalverwaltung auf die Klagen der Angler über die deutliche Verschlechterung war die Öffnung der Fischereibedingungen auf alle Köder. Als das auch keinen spürbaren Effekt hatte, folgte die Erweiterung auf zwei Ruten pro Fischer. Dazu wurde der Besatz im Abstand von ca. 6-8 Wochen übergegangen. Das führte zu einer Veränderung mit deutlicher Tendenz zu einer „Put and Take“-Fischerei. Der frische Besatz wurde unmittelbar nach dem Einbringen zu einem großen Prozentsatz gefangen, bevor er sich akklimatisieren konnte. Ein Aufbau des Bestandes bzw. das Erreichen eines Bestandes mit vielen großen, ausgewilderten Forellen, für die der See lange bekannt war, konnte so nicht mehr erzielt werden. Die Bewirtschaftung des Sees wurde für den Fischereirechtsinhaber defizitär. Im Zuge der Erweiterungsplanungen für das Pumpspeicherkraftwerk Waldeck II+ erwarb die E.ON 2011 das Fischereirecht von der Dominalverwaltung. Im Auftrag der E.ON erstellte Gutachten (Fischbestandserhebungen in 2011 und 2012 durch C. Dümpelmann sowie ein umfangreiches Gutachten zu gewässerökologischen Prozessen und Wirkungszusammenhängen im Affolderner See seitens der BÖF von Juni 2013) wiesen den Einbruch des Fischbestandes nach.

Der Naturpark Kellerwald-Edersee pachtete 2011 das Gewässer, um es weiter zu bewirtschaften. Das Bewirtschaftungskonzept, welches von der IG Edersee entworfen wurde, zielt auf den Wiederaufbau des Fischbestandes im Affolderner See ab. So wurde im April 2012 wieder auf die zu Beginn der Befischung bewährte Begrenzung von einer Rute und ausschließlich Kunstköderbefischung (Blinker oder Fliege) bei einer Begrenzung der Entnahme auf maximal 50 Fische pro Jahreslizenz zurückgegangen. Die Fischereisaison wurde wieder auf die Zeit vom 1. April bis zum 15. Dezember begrenzt. Die Wiederaufnahme der Besatzfrequenz mit einem einmaligen großen jährlichen Besatz kurz vor Ende der Schonzeit bietet den Fischen die Möglichkeit zur Akklimatisierung in dem Gewässer. Ein steigender Anteil an Bachforellen soll den Bestand von im Flusslauf trotz der wechselnden Wasserstände lebenden Fischen erhöhen. Um dem Frassdruck durch Prädatoren zu verringern, ist der Besatz mit größeren Fischen geplant.

Köcherfliege 2

Köcherfliege mit Köcher

Köcherfliege

Maifliege

Bachflohkrebs und Köcherfliegenlarven

Bachflohkrebs

Eintagsfliege

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